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Jelling: Vom Randgebiet zur Supermacht in drei Generationen (Das geplante Leben – und die Realität)

Der Rundgang "Das geplante Leben – und die Wirklichkeit" führt Sie vorbei an einer Machtschau der Dimensionen. Eines, in das wir kaum vollständig leben können.

Denkmäler von gigantischem Charakter

Das Denkmal kostete Zehntausende Arbeitsstunden, war aber nur wenige Jahre in Gebrauch. Harald ließ auch Ravningbroen bauen, die damals längste Brücke Nordeuropas, und baute über das ganze Land verteilte Ringburgen. Doch die Gebäude durften nicht lange stehen. Die riesige Palisade rund um den Denkmalplatz wurde vor dem Jahr 1000 niedergebrannt. Die Rabenbrücke wurde nie repariert. Und die Ringburgen wurden kurz nach dem Tod von Harald Bluetooth im Jahr 986/987 aufgegeben.

Es mag wie eine große Verschwendung von Blut, Schweiß und Tränen erscheinen. Und um die Bedeutung herauszufinden, müssen wir uns die große politische Szene in Europa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ansehen.

Der große Nachbar im Süden

Etwas südlich der dänischen Schanze im Süden, Dannewerk, und der Handelsstadt Haithabu hatte der deutsche Kaiser Otto I. die Macht in einem Reich, das sich von der dänischen Grenze im Norden bis hinunter in den Süden Roms erstreckte. Im Jahr 962 proklamierte ihn der Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Danach wird Otto der Erlöser genannt, da er mit dem Segen des Papstes weite, noch nicht konvertierte Teile Europas christianisierte. Oft unter Anwendung von Gewalt.

Haralds Vater, Gorm der Alte, lehnte Annäherungsversuche vom Kontinent hartnäckig ab. Doch Harald erkannte den politischen, militärischen und religiösen Druck, der von außen aufkam, und um den gewalttätigen Kräften entgegenzutreten, führte Harald große Veränderungen in der dänischen Gesellschaft ein. Sie beinhalteten sowohl eine Zentralisierung der Macht als auch einen freiwilligen Übergang zum Christentum.

Durch die Christianisierung Dänemarks beseitigte Harald Ottos Vorwand für die Invasion des Landes. Gleichzeitig wurde der Handel mit dem Kontinent einfacher. Und mit der Hilfe der Kirche war das Land viel besser organisiert.

Ein Prestigeprojekt mit großen Dimensionen

Der Denkmalplatz in Jelling ist der Ort der Rekorde. Es ist das größte Gebäude, das wir aus der Wikingerzeit kennen. Und enthält sowohl den größten Runenstein der Welt als auch das größte Schiffswrack. Dennoch hat die Anlage keine militärische Bedeutung. Es ist ein Prestigeprojekt, das die Macht des Königs demonstrieren wird. Hier formulierte Harald seine Leistungen in einer Machtsymbolik, in der Mathematik und Geometrie den Stempel christlichen Denkens tragen. Jelling wurde zum Ort, an dem Harald seine Macht zeigte.

Die kurze Lebensdauer von Haralds Bauten ist offenbar darauf zurückzuführen, dass sich die politische Situation in Europa in den 980er Jahren erheblich veränderte. Das Deutsch-Römische Reich verlor seinen Atem. Gleichzeitig stärkte Haralds Sohn Sven Tveskæg seine Machtposition und stellte sich in einem Showdown gegen seinen Vater, der Harald das Leben kostete.

Eine beherrschende Stellung in Europa

Die abgeschwächte Bedrohung aus dem Süden setzte Kräfte frei, die anderswo eingesetzt werden konnten. Und Sven richtete seinen Fokus auf die anderen nordischen Länder und nicht zuletzt auf England. Durch die Bebauung wurde den Ringburgen ihre militärische Bedeutung genommen, gleichzeitig wurde Haralds symbolträchtiger Bau rund um den Denkmalplatz niedergebrannt. Möglicherweise um die Erinnerung an Harald zu löschen.

Haralds große Pläne hielten stand, solange er lebte. Doch das Gebäude wurde zerstört oder vernachlässigt und geriet in Vergessenheit. Die Bemühungen von Harald Blåtand waren jedoch so bedeutsam, dass er das politische Bild in ganz Europa veränderte. Dänemark entwickelte sich von einem gesetzlosen Randland zu einem christlichen Königreich und Teil der europäischen Gemeinschaft. Zusammen mit Sven Tveskægs Expansionseifer und den politischen Fähigkeiten von Knut dem Großen wuchs die Macht des Königreichs zu einer beherrschenden Stellung in Europa. In nur drei Generationen beeinflussten die dänischen Könige über Jahrhunderte hinweg wichtige politische Entwicklungen.